Thema Gewalt in der Beziehung oder die Hölle auf Erden

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Tja, wo soll ich am besten beginnen. Das Thema Gewalt tritt momentan ja wieder vermehrt in den Medien auf und deshalb möchte ich heute meine Erfahrungen mit euch teilen. Über diese Sache zu schreiben, fällt mir nicht leicht, aber ich finde es wichtig. Auch um anderen in der gleichen Situation zu helfen.

Im März 2006 habe ich mich von meinem damaligen Mann getrennt. Dem voraus gingen lange Jahre der Demütigungen, verbaler und auch körperlicher Gewalt. Wir waren schon ein Paar, da war ich gerade einmal 16 Jahre alt und so musste ich über die Jahre miterleben, wie aus dem liebevollen Menschen immer mehr ein Tyrann und eine absolut unberechenbare Person wurde.

Es fing mit Kleinigkeiten an. Ihm gefiel nicht was ich machte, wie ich in der Öffentlichkeit auftrat, meine Kleidung. Die ersten verbalen Attacken liessen nicht lange auf sich warten. Immer öfter bezeichnete er mich als Miststück und Schlampe, unterstellte mir, fremdzugehen. Zudem trank er immer mehr Alkohol und dies veränderte ihn total.

Er brüllte mich an, wenn ich keinen Nachschub besorgte und er schlug mich zum ersten Mal. Das war ein Schock für mich. Trotzdem verliess ich ihn nicht. Schliesslich entschuldigte er sich und wir hatten zudem eine gemeinsame Tochter. Für kurze Zeit hielt er sich zurück und ich wurde unverhofft wieder schwanger.

Nun sollte man denken, der Knoten wäre irgendwie bei ihm geplatzt, doch weit gefehlt. Nun ging es erst so richtig los. Er verlor seinen Job, wohl weil er auch auf Arbeit trank und wegen seiner aufbrausenden Art. Jetzt war er den ganzen Tag zu Hause und konnte sich betrinken. Seine Wutausbrüche wurden immer schlimmer, er nahm keine Rücksicht auf meine Schwangerschaft und meine blauen Flecke konnte ich schon nicht mehr zählen. Und noch immer blieb ich bei ihm, aus Angst, es mit zwei Kindern nicht allein zu schaffen und aus Angst, was er tun würde, sollte ich gehen.

Das Fass endgültig zum Überlaufen brachte dann eine Attacke auf unsere Tochter. Sie wollte mich bei einem seiner Ausbrüche verteidigen und er schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass sie über den Couchtisch fiel. Jetzt reichte es mir. Ich setzte mich mit einer Anwältin in Verbindung und bereitete heimlich die Trennung vor.

Der Tag kam und mein Nochmann fand die Trennungsunterlagen…

Diesen Tag werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen. Ich kam von der Arbeit und er wartete schon auf mich. Sofort begann er mich anzubrüllen und durch die Wohnung zu prügeln. Ich hatte Angst. Richtig Angst. Panisch versuchte ich mich an die Nummer der Polizei zu erinnern, aber alles war wie leer in meinem Kopf. Und mein Peiniger stand plötzlich mit einem Messer vor mir. Er drohte mich umzubringen, würde ich die Polizei rufen. Ich tat es trotzdem. Und da zeigte sich, was für ein Feigling er doch eigentlich ist. Fluchtartig verliess er die Wohnung. Als die Beamten eintrafen, war er weg und sie nahmen uns vorerst mit in ein Frauenhaus.

Dort sammelte ich erst einmal meine Gedanken und dann tat ich, was ich schon längst hätte tun sollen – ich zeigte ihn wegen Körperverletzung an und erwirkte eine einstweilige Verfügung, nach der er unsere Wohnung zu verlassen hatte und sich uns nicht mehr nähern durfte. In der ersten Zeit

versuchte er immer wieder, mich auf Arbeit zu kontaktieren, aber ich ging nicht darauf ein und verwies ihn auf die Verfügung. Jetzt gab er endlich auf und liess uns in Ruhe.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich mich nicht schon früher getrennt habe. Aber so einfach ist das alles nicht. Man hofft immer wieder, dass der Partner sich ändert, schliesslich ist da ja auch Liebe im Spiel. Zudem überwiegt da auch eine gewisse Scham. Man muss erst sich selbst eingestehen können, dass etwas nicht richtig ist. Ausserdem bekommt man auch oft zu hören „Bei gemeinsamen Kindern, da trennt man sich doch nicht so einfach“.

Aber doch! Gerade wenn Kinder im Spiel sind, sollte man diesen Schritt tun. So schmerzhaft und schwierig er einem auch vorkommt. Alles ist besser, als die Hölle auf Erden in einer Beziehung zu erleben.

4 Antworten auf “Thema Gewalt in der Beziehung oder die Hölle auf Erden”

  1. Ich danke dir für die ehrlichen Worte ,, und du hast so Recht den Absprung zu schaffen auch wenn man heutzutage ganz viel Hilfe bekommt ist sehr schwer. Ich denke auch das man sich als Versagerin fühlt obwohl es nicht stimmt. Ich freue mich für dich das du es geschafft hast und das alle Frauen den Schritt machen. Du kannst sehr stolz auf dich sein ❤

  2. Ich habe gerade Gänsehaut pur.
    Ich habe das ganze als Kind erfahren wie mein Vater meine Mutter und mich schlug anbrüllte und auch sexuell missbrauchte meine Mutter hatte als ich 10 war endlich den Mut ihn zu verlassen meine Mutter wusste bis ich 16 war nicht das er mich auch sexuell missbrauchte. Ich habe bis ich 21 war immer den Fehler gemacht und ihn immer wieder Chancen gegeben und gehofft er würde sich ändern leider weit gefehlt ich habe das schlimmste zum Glück aber verhindern können das er sich an meinem Sohn vergeht als er 3 Monate alt war.
    Seit dem Tag war er für mich gestorben ich spüre für ihn nichts mehr.
    Als ich 18 war lernte ich meinen ex Mann kennen anfangs war alles toll und schön dann fing er das trinken an und ich erlebte mit ihm die Hölle er schlug mich ging nicht mehr arbeiten brach seinen Zivildienst ab bewachte mich sogar auf der arbeit beleidigte mich nur bedrohte seinen Vater mit einer Waffe da er mich schützen wollte und ich hatte dennoch die Hoffnung er ändert sich das ging bis zu dem Tag als er erfuhr wir erwarten ein Kind er hat mich dermassen zusammen geschlagen und wollte mir unser Kind aus dem Bauch treten zum Glück rief meine Nachbarin die Polizei ich kam ins Frauenhaus danach ging ich ins Mutter Kind Heim ich wurde schnell geschieden und habe nie wieder was von ihm gehört bis vor 2jahren ich reagierte aber nicht.
    Um es mir damals erträglich zu machen nahm ich Drogen aber heute bereue ich es

  3. solche Themen sind wichtig, weil man es sich erst selbst eingestehen muss das der gewalttätige Partner sich nicht ändert. Wäre schön wenn du anderen damit Mut machen konntest. Ich habe mich auch immer gefragt warum die Frauen nicht gehen….

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