Kliniktagebuch – Woche 2

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Nun habe ich die erste komplette Woche in der Tagesklinik hinter mir und ich kann euch sagen, es ist echt anstrengend. Nicht mal so sehr, dass was wir dort machen, aber die vielen Menschen um mich herum, setzen mir ziemlich zu. Meine Ängste habe ich nämlich noch nicht unter Kontrolle, mit einem Erfolg zu rechnen, dazu ist es wahrscheinlich auch noch zu früh.

Das Tagesprogramm gefällt mir inzwischen ganz gut, auch wenn ich mir mehr Einzeltherapiestunden wünschen würde, da ich eine Stunde pro Woche echt wenig finde. Die Gruppentherapie war bisher nicht wirklich etwas für mich. Zum Einen, weil ich noch lange nicht so weit bin, um aus meinem Mauseloch zu kommen und zum Anderen, weil es meist um das Thema Depressionen geht und ich davon ja nicht wirklich betroffen bin.

Gut finde ich, dass wir relativ viel Sport machen. Das lenkt ab und ich habe so auch meine Freude daran wiedergefunden. Wir gehen schwimmen oder kegeln, spielen Tischtennis und Volleyball und es stehen uns zudem Ergometer und so weiter zur Verfügung.

Dagegen ist die Auswahl in der täglichen Ergotherapie nicht so besonders. Ich kann nicht häkeln oder stricken und mag auch keine Körbe flechten. Aber es steht jede Menge Farbe zur freien Verfügung und so nehme ich mir meist etwas Material von zuhause mit und beschäftige mich damit.

Meine Mitpatienten sind alle sehr nett, aber näheren Kontakt hatte ich noch nicht wirklich, dazu bin ich noch nicht bereit. Es fällt mir echt schwer, aus mir rauszukommen. Aber da wir alle dort psychisch krank sind, drängt mich niemand und alle haben Verständnis, wenn ich mich auch mal zurückziehe, weil mich das Gewusel überfordert oder ich merke, dass eine Panikattacke im Anmarsch ist.

Sehr aufgewühlt hat mich in dieser Woche mein erstes Einzelgespräch. Ich musste quasi meinen ganzen Lebenslauf von mir geben und das ist mir alles andere als leicht gefallen. Da kamen so einige unschöne Erinnerungen hoch. Trotzdem habe ich bis zum Schluss der Stunde durchgehalten, auch wenn ich ab und zu in Tränen ausgebrochen bin.

Jetzt bin ich aber erstmal froh, dass Wochenende ist, ich mich etwas erholen und die Zeit mit meiner Familie geniessen kann.

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