Kliniktagebuch Woche 8

Das war sie nun, meine vorerst letzte Woche in der Tagesklinik. Für mich kam es etwas überraschend, aber dennoch steckt Sinn dahinter. Mein Krankentransportschein wurde nämlich nicht verlängert und das mit dem allein Bus fahren klappt noch immer nicht wirklich. Also habe ich jetzt 5 Wochen Zeit, um weiter zu üben und werde dann am 15. Februar in die Tagesklinik zurückkehren.

Intervall nennt sich das Ganze. Und es ist freiwillig, also kein Muss. Aber ich werde das Angebot auf jeden Fall annehmen, die Zeit in der Klinik hat mir nämlich sehr gut getan.

Das eigentliche Problem besteht nach wie vor – die Angst. Damit bin ich nicht wirklich voran gekommen. Auch in dieser Woche musste ich wieder hart mit mir kämpfen, um jeden Tag aufs Neue alle Anforderungen zu meistern. Zunächst einmal war mein behandelnder Therapeut in Urlaub und ich war entsetzt, als mich seine Vertretung zum Einzelgespräch bat. Die Gespräche unter 4 Augen sind eh schon immer sehr aufwühlend und nun sollte ich das Ganze auch noch mit einer fremden Person durchführen. Aber wisst ihr was? Die Frau ist richtig gut! Sie schaffte es sofort, Vertrauen aufzubauen und ich konnte mich wirklich öffnen. Okay, sie hat mich zum Weinen gebracht, aber auch das gehört zur Therapie und zum Verarbeitungsprozess. Ich bin fast schon ein bisschen begeistert von ihr und würde sie nur zu gern als meine behandelnde Therapeutin haben.

Auch Schwimmen stand in dieser Woche wieder auf dem Plan. Meine üblichen Begleiter – Herzrasen, Tunnelblick, Schweissausbrüche, Zittern… sie waren natürlich wieder mit dabei. Geschafft habe ich es trotzdem! Es hat zwar wie immer eine Weile gedauert, bis ich mich beruhigen konnte, aber ich hatte KEINE Panikattacke und konnte einige Bahnen schwimmen.

Gut gefallen hat mir wie immer die Ergotherapie, ich male nun mal für mein Leben gern und dort konnte ich mich wirklich kreativ austoben. Sport habe ich auch in der Tagesklinik wiederentdeckt. Unsere Sporttherapeutin kann einen richtig gut motivieren, hat immer gute Laune und denkt sich ständig neue Sportspiele aus. Sogar auf dem Ergometer war ich freiwillig, dabei hasse ich Fahrrad fahren^^ Die Entspannungstherapie war dagegen wie üblich nicht von Erfolg gekrönt. Ich schlafe jedesmal ein, noch bevor die Atemübungen überhaupt beginnen…

Was hat mir die Zeit in der Klinik nun eigentlich gebracht? Auf den ersten Blick recht wenig, genauer betrachtet aber unendlich viel. Ich habe endlich wieder Kontakt zu anderen Menschen. Richtigen Kontakt, nicht nur via Mail oder WhatsApp. Und ich habe gemerkt, wie sehr mir das gefehlt hat. Mal einfach quatschen oder zusammen lachen, auch ernsthafte Gespräche führen oder nur zuhören. Das ist mein wichtigster Gewinn bei der ganzen Sache. Ich habe einige sehr nette und wertvolle Menschen kennengelernt und Freunde gewonnen. Wir werden auch nach Therapieende in Kontakt bleiben und uns ab und zu treffen. Das ist für mich erst einmal der wichtigste Punkt, da ich dadurch deutlich an Lebensqualität gewonnen habe.

Die Angst ist noch da, aber meine Zeit in der Tagesklinik war nicht umsonst…

Eure Nicole

3 Antworten auf “Kliniktagebuch Woche 8”

  1. Weisst du ich kann dir wirklich nur Mut machen, weiter zu üben. Ich hatte Panikattacken bei Tunneln. Das kam ganz plötzlich. Ich bin dann jeden Tag einen kurzen Tunnel gefahren. Immer wieder bis es besser wurde. Dann habe ich einen größeren genommen und es ging. Kritisch ist es jetzt nur noch, wenn es dunkel ist, regnet und ich bei der Autobahn bei einer Baustelle die Betonabsperrungen links und rechts habe – aber auch nur noch wenn es mir nicht gut geht. Aber ich kann es fahren. Ich mache dir Mut dich dem zu stellen. Immer eine ganz kurze Haltestelle hin und wieder zurück. Und dann tue dir was Gutes. Ich habe mir dann ne Gesichtsmaske aufgelegt oder ein Blümchen gekauft… Du kannst es überwinden. Du wirst die Angst in Griff bekommen und sie wird ihre Macht verlieren. Weiter so!!!

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