Klappentext:
Ein Mann.
Eine Leiche.
Ein Abgrund.
Rocco Eberhardt kann kaum glauben, was den unscheinbaren Timo Krampe in seine Anwaltskanzlei führt: Timo wollte mit seinem Freund Jörg einen Skandal von enormer Sprengkraft aufdecken, doch nun ist Jörg verschwunden.
Ermordet, wie Rechtsmediziner Justus Jarmer angesichts der Wasserleiche auf seinem Tisch vermutet.
Und auch Timos Leben scheint in Gefahr, denn seine Enthüllung ist wahrlich brisant: Im Rahmen des Granther-Experiments hatten Berliner Jugendämter noch bis 2003 Pflegekinder bewusst an pädophile Männer vermittelt – auch Timo und Jörg.
Und die Verantwortlichen sitzen inzwischen an den Schalthebeln der Macht…
Fazit:
„Der 13. Mann“ ist der zweite Justizkrimi um das Duo Eberhardt/Jarmer, den ich gelesen habe und dieser hat mich ziemlich aufgewühlt und mitgenommen. Am Ende sogar etwas sprachlos zurückgelassen.
Das „Granther-Experiment“, das Hauptthema des Krimis, ist eine reine Fiktion. Doch gab es es etwas Ähnliches tatsächlich!
Unter dem Namen „Kentler-Experiment“ wurden zwischen 1960 bis zum Beginn der 2000er durch Berliner Jugendämter unzählige Kinder in die Obhut von vorbestraften Pädophilen vermittelt. Die Kinder aus „sozial prekären“ Verhältnissen, sollten so, laut dem Sexualwissenschaftler Helmut Kentler, erfahren was „Liebe und Zuneigung“ ist.
Eine Sache die für mich absolut schockierend ist und mich sehr betroffen macht.
In Anlehnung an dieses „Experiment“ entstand „Der 13. Mann“ und ich bin dankbar, das obwohl dieser unsägliche Skandal Thema ist, dies aber sehr behutsam und nicht aufmerksamkeitsheischend geschieht. Wir erfahren zwar, um was es im (fiktiven) Granther-Experiment ging, es werden allerdings keine allzu tiefgehenden Details genannt. ich finde dies sehr gut, da man einerseits mit den eigenen Gedanken zum Thema spielen kann und natürlich die Opfer des tatsächlichen Kentler-Experiments geschützt werden.
Das Duo Eberhardt/Jarmer funktioniert, wie schon im letzten Buch, für mich wieder hervorragend, allerdings hätte ich gern etwas mehr von Justus Jarmer, der ab und zu zur Randfigur wird.
Die Kapitel sind kurz und knackig, hätten diesmal auch gern etwas länger sein können, denn „Der 13. Mann“ ist kein Buch für kurz mal zwischendurch. Dazu ist das Thema zu anspruchsvoll.
Die Szenen im Gerichtssaal, die natürlich zu einem guten Justiz-Krimi gehören, sind verständlich und schlüssig (ein Jurastudium braucht man nicht), spannend ausgearbeitet, dürften für meinen Geschmack aber etwas umfangreicher und ausführlicher sein.
„Der 13. Mann“ ist absolut empfehlenswert, auch wenn mir beim Lesen eher das „Experiment“ nahe ging und nicht der eigentliche Mordfall; dieser trat auch deshalb in den Hintergrund, weil mir relativ früh klar war, was Sache ist.
Erhältlich ist das Buch aus dem Droemer Knaur Verlag unter anderem hier:
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1061030591