Klappentext:
Morgen wird das Leben endlich wieder schön.
Minden 1951: Die Wunden des Kriegs heilen langsam und es gilt, das Beste aus dem zu machen, was in der Euphorie des Wiederaufbaus möglich scheint.
In diesen bescheidenen Umständen wächst Hanne heran. Ihre Mutter Minna sorgt dafür, dass alles in geregelten Bahnen verläuft, sogar ein bisschen Glück hält das Leben wieder bereit.
Doch als Hanne dem charismatischen, viel älteren Paul Wagner begegnet und sich zum ersten Mal verliebt, muss sie schon bald eine Entscheidung treffen, die nicht nur ihr Leben für immer verändern wird.
Fazit:
Mit „Hanne“ tauchen wir ein, in den zweiten Teil der Familientrilogie von Felicitas Fuchs; einem Pseudonym der bekannten Autorin Carla Berling. Und auch (oder gerade deshalb) wenn der deutsche Büchermarkt momentan geradezu überschwemmt wird mit Familiensagas aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und dem anschliessenden Wiederaufbau, ist diese Familiengeschichte etwas ganz Besonderes und unbedingt empfehlenswert.
„Hanne“, wie auch schon der erste Teil „Minna“ tragen deutliche autobiografische Züge und ich bewundere die Offenheit (oder auch den Mut) der Autorin, so authentisch und ungezwungen über ihre Familie zu schreiben. Natürlich weiss ich nicht, wieviel davon Fiktion ist, dennoch werden, insbesondere, bei „Hanne“ auch Themen angesprochen, über die ich nicht so ungezwungen sprechen könnte.
Etwas das mir schon bei „Minna“ sehr gut gefallen hat, ist der wunderbare, flüssige Schreibstil der Autorin. Man ist ab der ersten Seite sofort „mittendrin“ im Geschehen, es wird an keiner Stelle langweilig und auch wenn manche Passagen gefühlsmässig eher harte Kost sind (stellenweise kamen mir beim Lesen die Tränen oder ich war unfassbar wütend), besitzt „Hanne“ eine Leichtigkeit und Ungezwungenheit, die einen fast schon zwingen, weiterlesen zu müssen.
Wie immer möchte ich natürlich nichts zur Story verraten, aber wie schon im ersten Band geht es turbulent zu und wir bekommen in aller Deutlichkeit die Nachkriegszeit und die Zeit des Wirtschaftswunders mit den verschiedensten Sorgen und Nöten (aber auch der Euphorie und des Glücks) der Menschen vor Augen geführt. Dabei werden auch Dinge angeschnitten, vor denen auch heute noch Einige die Augen verschliessen; wie zum Beispiel ehemalige Nazis nach dem Krieg wieder auf die Füsse gefallen sind oder auch die Probleme der überlebenden Sinti und Roma, die auch in den Jahren des Wiederaufbaus mit Hass zu kämpfen hatten.
Mit fast 600 Seiten Lesestoff ist „Hanne“ ein ziemlich umfangreiches Buch, allerdings ist das keine Seite zuviel! „Ich habe den Roman verschlungen“ trifft es von meiner Seite recht gut und auch euch kann ich den zweiten Teil der Trilogie uneingeschränkt empfehlen.
Ihr habt Band 1 „Minna“ noch gar nicht gelesen? Auch wenn ihr „Hanne“ notfalls ohne das erste Buch lesen könntet, möchte ich euch dennoch dazu raten, mit „Minna“ zu beginnen, welche ebenso wunderbar geschrieben ist wie „Hanne“.
Erhältlich sind die beiden, im Heyne Verlag erschienenen, Bücher unter anderem hier:
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1062453815
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1062457578
(Und nun warte ich und bin gespannt auf Teil 3)